DSC Neujahrsrennen 2016 – Der Bericht
Kurz vor Weihnachten, nachmittags gegen halb fünf.
Ich schlenderte gerade mit dem Herrn Sohn, selbstverständlich rein zu Studienzwecken, durch den Baumarkt. Plötzlich klingelte mein Mobiltelefon. Der Herr Turbo-Tommy war dran und zeigte sich ebenso kommunikativ wie zeitlich entspannt. Schließlich war er gerade auf Tour, um seine vier oder fünf oder noch mehr Töchter zu diversen Freizeitbelustigungen zu bringen, abzuholen oder anderweitig den Tank seines süddeutschen Kleinbusses zu leeren.
Nach ungefähr 20 Minuten, wir waren inzwischen beim Werkzeug angekommen und der Junior hantierte mit diversen Bohrmaschinen, Akkuschraubern und Handkreissägen, ließ der Herr T. ganz nebenbei und in allerlei Süßholzraspeleien geschickt verpackt die Frage einfließen, ob ich denn nicht Lust hätte, zum traditionellen Neujahrsrennen der DSC-Ost in Berlin einen kleinen Rennbericht zu verfassen.
Durch die Baumarkt-Lautsprecher dudelte musikalisch Besinnliches, ständig huschten vorfreudige Menschen mit feierlichen Gesichtern und vernetzten Tannenbäumen auf der Schulter oder im Einkaufswagen an uns vorbei, das Kind hatte mit leuchtenden Augen eine Schäferhund-große Makita mit Schulteranschlag im Praxistest, kurz – die Welt war in Ordnung und meine Stimmung dementsprechend gefühlsduselig. Ich war also vollkommen wehrlos und muss wohl zu irgendwas „Ja, na klar Tommy! Kein Problem!“ gesagt haben. Wozu auch immer.
Einen halben Mond später, frühmorgens gegen zehn Uhr dreißig.
Es war Sonnabend und der Kalender meines überaus intelligenten Telefons meldete mit einem „Plöiing!“, dass in knapp anderthalb Stunden der Startschuss zum DSC-Neujahrsrennen fallen sollte. Wohlan, also das rustikale Allradgefährt bestiegen und durch die Reste von Schnee und Eis in Richtung Kinderparadies gesteuert.
Vater und Sohn kamen quasi rechtzeitig im Kinderparadies der Slotfreunde Berlin an und bekamen erstmal einen Schock. Wer hatte die ganzen Menschen hier reingelassen?!
Gut 60-70 Herren im besten Alter und eine Handvoll Damen der Tochter- und Enkelkindgeneration wuselten durch die Säulenhalle. Und die ganzen fremden Sprachen – unglaublich!
Während sich der Herr Sohn inklusive iPad gleich mal in die Lounge-Ecke verzog, bestand mein Plan darin, schnell die bekannten und unbekannten Gesichter zu begrüßen, um dann gemeinsam mit meinem Teampartner unser überraschend termingerecht aus der Burn’schen Auftragsproduktion gerolltes Einsatzfahrzeug zu testen.
Erstens kommt es anders und zweitens als man gemeinhin denkt. Nach einem knappen Stündchen Flaniererei durch die menschlich prall gefüllte 350-Quadratmeter-Wandelhalle war ich mit den flüchtigsten Begrüßungen und Wiedersehens-Pläuschchen durch. War die Freude doch groß, etliche Fernreisende aus nahezu allen Teilen der Republik wiederzusehen!
Der Teamkollege deutete irgendwann mit deutlichem Unterton in der Stimme auf den eigentlichen Zweck dieses Tages hin und mahnte zur Fokussierung auf die Beschäftigung mit dem einzusetzenden Gefährt. Also schlenderten wir zur „Queen Lui“, der fünfspurigen Holzbahn der Slotfreunde, um ein wenig zu trainieren und uns mit dem geschüttelten Martini-Porsche vertraut zu machen.
Während der Kollege Präsident elegant die zweite Runde absolvierte, erklang eine Stimme vom Rennleiterstand. „Noch eine Minute!“ Damit war offensichtlich die Trainingszeit gemeint, denn nachdem wir die Regler gewechselt hatten und ich den weißen Schwaben auf die erste Trainingsrunde schickte, ging der Bahnstrom aus. Reicht ja auch, man muss es mit dem Training auch nicht übertreiben. Das kostet nur unnötig Kalorien und Nerven.
Die anschließende Abnahme ging überraschend problemlos vonstatten und auch der Wagenpass für unser schwäbisches Kleinod wurde wohlwollend mit 20 Punkten ausgefüllt. Sehr schön!
Es ist schon vorteilhaft, wenn man sich rechtzeitig mit den individuellen Gepflogenheiten des begutachtenden Sachverständigen vertraut macht…
Lasst die Spiele beginnen!
Der Herr Falk bestieg alsdann die Kanzel und predigte den anwesenden Schäfchen von geplanten Abläufen, einzuhaltenden Regularien und anderen wundersamen, abendländischen Geschichten.
Besiegelt durch kollektives Händegeklapper blieben nun noch diverse Minuten, bis die Qualifikation beginnen sollte.
Genug Zeit also, um eine Besichtigung des Buffets vorzunehmen und sich den Bauch prophylaktisch mit belegten Brötchen, Brownies und verschiedenen Kuchensorten vollzuschlagen. Jeder All-Inclusive-Club wäre beim Anblick der kulinarischen Grundversorgung vor Neid schlagartig blass geworden. Und das war erst der Anfang…
Einige Tage zuvor wurden wir übrigens vom heckgeschleuderten Herrn Böhme auf investigative Nachfrage davon in Kenntnis gesetzt, dass wir schon eine Rundenzeit von 8,0 bis 8,1 erreichen sollten, um „vorne“ mitzufahren. Soso. Wo bei einem geschlossenen Rundkurs auch immer „vorne“ ist.
Der Herr Slotfreunde-Präsident übernahm die qualifizierende Fahrt für unser Team höchstpersönlich und düpierte mich mal eben mit einer 7,9er Zeit.
Damit nicht genug, das Team Leo Chili Racing mit Patrick am Regler sprengte die ausgelassene Stimmung der Anwesenden mit einer 7,489 – der schnellsten, jemals auf dieser Bahn gefahrenen DSC-Zeit.
Die Herren Reichbott und Bepfe erstellten in symbiotischer Kooperation die Gruppeneinteilungen und einem geradezu militärisch straffen Zeitplan folgend (jaja, so geht es eben in der Hauptstadt zu!), wurde das erste Rennen auch nur mit wenig Verspätung gestartet.
Ich möchte nun niemanden mit detaillierten Schilderungen jedes einzelnen Laufes langweilen.
Die Tag-Läufe liefen ausgesprochen spannend ab, gab es doch etliche Duelle über ‚zig Runden hinweg sowie einige (wenige) spektakuläre Crashs.
Die meisten Fahrer kamen recht schnell mit der Queen Lui zurecht und konnten zeigen, was in ihren ausgesprochen hübschen Spielzeugautos steckt. Die Stimmung war ebenfalls locker und entspannt, es gab so gut wie keine Ordnungsrufe der Rennleitung und selbst der vereinzelt durch Anmaulen der Einsetzer freiwerdende Druck konnte schnell durch die Ankündigung, beim nächsten Pöbeln das Auto selber einsetzen zu dürfen, entschärft werden.
Manchmal hilft es einfach ungemein, weniger Gas zu geben und dadurch schneller, weil sicherer, ans Ziel zu kommen. Ich weiß, wovon ich spreche…
Und dann kam die Nacht.
Spätestens jetzt wurde die Stimmung bei den Slotfreunden romantisch.
Leider musste zugunsten der Konzentration auf begleitende Klaviermusik verzichtet werden, die liebevoll farbenfroh illuminierten Kurven der hauptstädtischen Holzbahn und das umschmeichelnde Dunkel ließen Fahrer und Zuschauer jedoch noch dichter zusammenrücken. Hätte nur noch gefehlt, dass jemand „Kumbaya, my Lord“ angestimmt hätte.
Vielleicht lag es am reiferen Alter der meisten Starter und der begleitenden, eingeschränkten Sehleistung bei Nacht oder schlicht an der entsprechenden Vorsicht, auf jeden Fall gab es während der automobilen Nachtwanderung gefühlt noch weniger Abflüge als tagsüber.
Time flies, when you’re having fun!
So schlug die benachbarte Kirchturmuhr schon elf, als der letzte Lauf vorüber war.
Die Leuchtstoffsonne ging schlagartig wieder auf und das eine oder andere blasse Gesicht nebst beringten Augen war zu sehen. Spielen macht eben müde. Auch schon nach 13-14 Stunden.
Umso mehr beeilten sich die Herren Falk und Tommy nun, die (übrigens ausgesprochen hochwertig gestalteten) Plaketten, glitzernde Svarovski-Pokale und diverse Pullen Schampus an den Mann bzw. die (unfassbar schnelle) Frau zu bringen.
Die nachmittägliche Abstimmung zum Best of Show der Kraftfahrzeuge wurde in Ermangelung dentaler Prokelhölzer mittels Bonbons durchgeführt und brachte einen sehr deutlichen Sieger: den roten Ferrari der Slow Boys. Inzwischen leider ohne Apostroph. Die Slow Boys, nicht der Ferrar’i.
Luigi aus „Cars“ hätte jetzt gesagt „Dasse isse derr glorrioseste Tage inne meine ganze Läbbenn!“.
Die Top 3 des Tages und damit die Glitzerpokale und je ein Fläschchen prickelnder Schlaffitt gingen an die Freunde vom Berliner Europe Raceway (Platz 3) und die kühnen, jungen Recken mit den begnadeten Zeigefingern Lienhard und Chrissy vom Team 2fast2pass (Platz 2).
Den verdienten Sieg holte sich das Team Leo Chili Racing mit dem behandschuhten Michael Jackson des Slotracing, Frank, sowie seinem nahezu gleichgroßen Teampartner Patrick. Die beiden fuhren wie von einem anderen Stern ausgesetzt und konnten bei der Endabrechnung mit zehn(!) Runden Vorsprung ihren Stellenwert klar manifestieren. Herzlichen Glückwunsch allen Platzierten!
Bevor es für die Slotfreunde (naja, den üblichen harten Kern wenigstens) ans Aufräumen ging, sei noch ein kurzer Ausflug in das kulinarische Tagesgeschehen gestattet. Schließlich lebt eine solche Großveranstaltung immer auch vom Wohlbefinden der Teilnehmer und Gäste. Das Frühstücks- und Vormittagsangebot hatte ich ja bereits erwähnt.
Nun haben die Slotfreunde Berlin das große Glück, einen Finanzchef zu haben. Also einen der die Erbsen nicht nur akribisch zählt, sondern auch etwas mit ihnen anzufangen weiß. Nämlich kochen. So kredenzte er neben einem schmackhaften, fruchtig-scharfen Chili con Carne eine ganz wunderbare Käse-Hackfleisch-Suppe und seine absolute Geheimwaffe – die original C-P-Currywurst-Suppe. Hammer!
Da der Hunger der adulten Spielkinder kaum zu stillen war, wurde das Speisenangebot kurzerhand noch auf Hotdogs und Würstchen verschiedener Art nebst hausgemachten sowie haus-aufgemachten Salaten erweitert.
Ihr seht, liebe Leser, es lohnt sich in jedem Fall zu den Slotfreunden nach Berlin zu kommen und sei es nur zum Essen.
Nachdem die verbliebenen fünf Aufräumer sich noch ausgiebig selbst beweihräuchert hatten und den einen oder anderen Rest-Pfannkuchen (und nicht etwa Berliner!!), Brezeln, Bulgursalat und Würstchen verdrückt und mit alkoholfreien Getränken heruntergespült hatten, konnte gegen halb eins das Licht ausgeknipst und die Tür verschlossen werden.
Gute Nacht, Jim-Bob! Gute Nacht, Mary-Ann! Gute Nacht, John-Boy! …
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