NASCAR 124 – Der Tag des Donners
Am üblichen Day of Thunder, dem NASCAR-Donnerstag bei den Slotfreunden Berlin, war helle Aufregung im Kinderparadies zu spüren.
Zumindest bei einem der Herren reiferen Jahrgangs.
„Er kommt nicht, er kommt nicht!“ sang er permanent und schon leicht mantrisch vor sich hin. Hä? „Er kommt nicht!“ – Was bitte soll das denn heißen? Und wer kommt nicht?
Bald wurde die undurchsichtige Situation allerdings ein wenig klarer, da der Meister aller Klassen, der junge Recke mit dem göttlichen Zeigefinger, an diesem Abend sich wohl beflissen seinen Studien (ob anatomischen oder wissenschaftlichen lassen wir mal dahingestellt) widmen musste und nicht dem infantilen Autospiel frönen konnte.
Das wiederum öffnete anscheinend schlagartig die Schleusen des Übermuts für den Finanzvorstand (die ohnehin nie so ganz geschlossen sind). Er wähnte seine Chance, sich zu fortgeschrittener Stunde seiner bereits schlummernden Gattin als strahlender und stolzer Sieger präsentieren zu können. Aber dazu später mehr. Zum Sieg, nicht zur Gattin.
Trotzdem ein Teil des üblichen Starterfeldes schmerzlich vermisst wurde, präsentierten 12 Wagemutige ihre bunten Plastikautos dem Ober-Amtsvorsteher zur Abnahme. Selbiger schien an diesem Abend aus irgendeinem Grund leicht angefressen, was sich durch schroffe Zurückweisung marginal untergewichtiger Fahrzeuge ebenso offenbarte, wie durch scharfzüngige, wie immer gekonnt zwischen den Zeilen platzierte Kommentare.
Seien es gerade so exakt geschliffene Reifenbreiten, schwarze, schwergewichtige und üppig aufgetragene Wunderkleber oder sonstige Nebensächlichkeiten. Mit einer Hand auf der Reglement-Bibel und der anderen auf dem Zepter ließ der große Vorsitzende nicht die kleinste Kleinigkeit unsanktioniert.
Na gut, wir sind ja schließlich auch nicht zum Spaß dort.
Nachdem der Autor sich während dieser Saison permanent Spott und Häme ob seines ausgesprochen gefällig lackierten (und sich von Rennen zu Rennen mehr in seine Moleküle zersetzenden) Einsatzfahrzeugs ausgesetzt sah, schickte er an diesem Tag einen Neuwagen älteren Baujahrs in den Wettbewerb.
Glücklicherweise glänzte der Rädelsführer der Lack-Zoten durch Abwesenheit, sonst hätte es bestimmt auch diesmal wieder Grund zu unsachlichen Kommentaren gegeben. Puh, wenigstens eine Therapeutenstunde gespart.
Große Freude herrschte, dass zwei Gastfahrer an den Start gingen. Charly aus der Slotarena und Richard, der eigens hunderte von Kilometern aus Westdeutschland (für die Nicht-Berliner: Westdeutschland war, ist und bleibt alles jenseits von Helmstedt!) anreiste. Na gut, eigentlich wollte Richard ja nur für das große V8-Rennen am Sonnabend trainieren. Aber nach dem Motto „mitgefangen, mitgehangen“, fand er sich überraschend in der Starterliste wieder.
In der Qualifikation tat Heinz so, als könne er kein Wässerchen trüben und lancierte sich mit seinem pink-bunten Frühstücksflockenflitzer gekonnt in die B-Gruppe. Dem CFO hingegen ist eine solche Geisteshaltung bekanntermaßen vollkommen fremd und so zeigte er, durch die Abwesenheit des Zeiten-Zauberers zusätzlich beflügelt, gleich mal, wo der Frosch die Locken hat.
Die B-Gruppe ging als erste an den Start und nachdem für die beiden Erstfahrer die Regularien und der Startmodus erläutert wurden, ging es auch schon auf die Strecke.
Charly zirkelte seinen Nicorette-Chevy vorsichtig über die Queen Lui, während Richard offensichtlich schnell mit der Bahn vertraut wurde und beachtliche Zeiten gucken ließ.
Jörg, diesmal mit einem Leihregler unterwegs, justierte permanent die Gas- und Brems-Einstellungen und zeigte mit deutlich weniger Ausflügen auf den Randstreifen, dass auch Erwachsene sichtbare Fortschritte machen können.
Uwe weiß immer zu überraschen und ist unaufhaltsam auf dem Weg nach vorne. Dennoch schwingt bei den Zuschauern ständig die Angst mit, dass er seinen Regler eines Tages in der Hand zerkrümelt wie Wolf Larsen die berühmte Kartoffel.
Lutz ist quasi der Geheimagent unter den Rennfahrern. Vollkommen unaufgeregt und ebenso unauffällig zieht er in atemberaubender Geschwindigkeit absolut fehlerfreie Runden und damit an vielen seiner Mitfahrer vorbei. Vielleicht sollten wir doch mal die Urinproben einführen.
Nachdem Heinz sich gekonnt in die B-Gruppe geschummelt hatte, durfte er jetzt die Einsamkeit des Langstreckenfahrers spüren, während er verbal wie technisch die Führung übernahm.
In der A-Gruppe hatte der Konstrukteurs-Meister leider auch die A-Karte gezogen. Björns Motor lärmte mehr als das Fahrzeug des Autors (und das will schon etwas heißen) und gab schließlich nach einigen Durchgängen ganz auf. Nach einem Motorwechsel flog der flinke Ford dann nur so über den Kurs. Burn Baby, burn!
A propos Ford – Ricardos Focht lief, wie immer, nicht so richtig und komischerweise dennoch permanent in der Spitzengruppe. Schon merkwürdig.
Das schlüpfer-rosane Geschoss von Joachim hingegen bekamen die Einsetzer, auch wie immer, nie in die Finger. Da ist Joachim sehr eigen und verlässt grundsätzlich nur nach Ende des Turns den Slot.
Der Chef hielt sich an diesem Abend auch während des Rennens mit Anekdoten und Kommentaren auffällig zurück (vielleicht machte sich auch nur der Schlafmangel wegen der Nachtarbeiten am V8-Bau bemerkbar) und donnerte mit seinem Hot Wheels Focht stoisch über das mausgraue MDF.
Der Autor, stolz darauf, dass sein Regenbogen-Fahrzeug in der Nacht noch fertig geworden war, überzeugte wie meistens durch eine angemessene Geräuschkulisse. Also die seines Autos. Persönlich gehört er ja eher zur introvertierten und ruhigen Fraktion. Damit die Einsetzer sein neues Schätzchen auch gebührend bewundern konnten, zirkelte er den Lumina gekonnt an den bekannten und interessanterweise auch an den bislang eher unbekannten Stellen auf den Parkstreifen. Dass sich das nicht unbedingt positiv auf die Platzierung auswirkt, scheint ihm aber völlig schnuppe zu sein. Zumindest ändert sich seit Jahren nicht viel an diesem Vorgehen.
Und dann war da noch C-P. Mental brusttrommelnd setze er sein Dixi-Auto gleich mal an die Spitze und fand es dort so gemütlich, dass er blieb. Auch wenn Ricardo und Joachim es ihm nicht ganz so leicht gemacht haben, wie er gehofft hatte, blieb dem Chef-Erbsenzähler am Ende die Genugtuung. Was die holde Gattin anschließend zu nachtschlafender Zeit darüber gedacht hat, wird uns jedoch wohl für immer verborgen bleiben…
Gruß,
Jan
P.S.: Die Ergebnisliste folgt, sobald das komplizierte Auswertungsverfahren abgeschlossen ist.
Hier nochmal die Bilder des Abends im Überblick:
Dein Kommentar
An Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns Deinen Kommentar!