„The Queen’s 600“ 2015 – Teil 2
Sonnabend. Wochenende. Ausschlafen!
Weit gefehlt… Schließlich ist es der zweite Tag des „The Queen’s 600“.
Das bedeutet, wir sind nicht beim Monatstreffen der örtlichen Sitztanzgruppe sondern steuern dem Highlight des größten und spektakulärsten NASCAR Slotracing-Events in Berlin und Brandenburg entgegen – dem 600-Runden-Rennen der Klasse NASCAR124.
Seit kurz vor halb neun schmieren die besonders fleißigen Bienchen bei den Slotfreunden Berlin (nein, nicht Maja und Willi!) Brötchen und kochen Kaffee, als würde am nächsten Tag die Luftbrücke ihr Revival erleben. Gerade als die Butter eine halbwegs streichfähige Konsistenz erreicht, stehen auch schon die ersten Teilnehmer vor der Blechtür und klappern ungeduldig mit ihren Slotkoffern.
Durch die Nutzfahrzeugparade am Vorabend sind die Grip-Verhältnisse auf der „Queen Lui“ (ich muss jetzt nicht jedesmal erklären, dass es sich dabei um unsere fünfspurige Holzbahn handelt, oder?) ausgewogen. Die Oberfläche von „Se Fritz“ zeigt hingegen noch eine etwas beschränkte Haftung, was sich im Laufe des Vormittags jedoch noch ändern wird.
Schnell zeigt sich auch, dass die Kollegen vom Manta B Club Wedding-Süd mit ihren aufs Minimum tiefergelegten Slotcars auf der Carrera-Bahn Geräusche machen, als würde Käpt’n Hook mit seinem Holzbein darauf Disco-Fox tanzen.
Also doch lieber die vorbereiteten SUV-Reifen mit dem 80er Querschnitt aufziehen. Dann schlägt die Blechplatte auch nicht bei jeder Bodenwelle Funken.
Dank des beherzten Griffs unseres Chef-Einkäufers ins Bio-Aufschnitt-Kühlregal von Feinkost Albrecht finden die belegten Brötchen reißenden Absatz. Auch der kardiologisch nicht ganz unbedenkliche Kaffee sorgt für zunehmende Lebhaftigkeit im Kinderparadies. Nach und nach trudeln auch diejenigen Berliner ein, die erst wenige Stunden vorher den Hort der Freude verlassen haben.
Nachdem die beste Rennleiterin von allen samt Assistent auf ihrem Thron Platz genommen hat, wird es ernst. Der große Vorsitzende erklärt mit tragender Stimme noch einmal die Regularien und den weiteren Tagesablauf.
Als erstes gehen sämtliche Einsatzfahrzeuge zur Abnahme.
Die wird heute von den Herren Ingenieuren persönlich durchgeführt. Und zwar mit Micrometerschraube, Goldstaubwaage und mobilem MRT. Außerdem riechen sie ab und zu an den Hinterreifen der Delinquenten. Na gut, die persönlichen Neigungen der Menschen sind ja verschieden.
Bis auf kleinere Nachbesserungsforderungen gibt es anscheinend bei keinem Auto etwas wirklich Elementares zu meckern. Eine ganz neue Seite bei den strengen Herren…
Die anschließende Wahl zum „Best of Show“ verlangte den Beteiligten einiges ab, da viele Fahrzeuge sehr liebevoll und mit interessanten Details aufgebaut waren. Dennoch fiel die Entscheidung eindeutig aus – Uwe, der Mr. NASCAR vom SRC Pöring, überzeugte mit seinem CAT-Dodge und sammelte die meisten Zahnstocher bei der Abstimmung.
Die Qualifikation beginnt.
Queen Lui, blaue Spur. Nicht die schnellste, dafür insbesondere für die Gastfahrer nicht ganz so trickreich wie die gelbe oder gar die rote Spur.
Es wird bald deutlich, dass die angereisten Teilnehmer sich in puncto Rundenzeiten nicht hinter den Eingeborenen verstecken müssen. Ganz im Gegenteil, insbesondere Uwe und Waschtl legen Zeiten vor, die den heimlichen Königen der heimischen Holzbahn eine vornehme Blässe ins Antlitz treiben.
Nach der Quali werden die Startergruppen aufgeteilt.
Lienhard darf sich als Best-Qualifizierter die erste Bahn aussuchen und entscheidet sich für das chinesische Modell im vornehmen Schwarz. Gut so, der Rest der Gruppenmeute folgt ohne Widerworte und alsbald erschallt die NASCAR-Hymne als Signal, dass jetzt die Tische hochgeklappt und die Rückenlehnen senkrecht gestellt werden.
Peter Kramm, Chef vom Autohaus Kramm, agiert als Grand Marshal, spricht „the most famous words in motorsports“ und eröffnet ausgesprochen souverän das Rennen.
„Boogity, boogity, boogity!! Let’s go racing boys!!“
Das Gemetzel beginnt. Allerdings nicht Mann gegen Mann, vielmehr Bahn gegen Auto.
Zumindest auf „Se Fritz“. Huch?! – Das Ding hat ja Kurven!
Während die einen relativ schnell damit klarkommen, arbeiten die anderen noch an ihrer Einstellung. Der mentalen.
Zur Carrera-Bahn als solche und zum Fahren darauf grundsätzlich. Mit über 20 Runden Rückstand auf den Führenden weiß ich, wovon ich spreche…
Der Blick auf die Ergebnisliste des Carrera-Laufs lässt Rückschlüsse darauf zu, dass die Berliner auf „Se Fritz“ keinen Trainingsvorteil den Gästen gegenüber hatten. Kein Wunder, ist sie doch erst wenige Stunden vor der Veranstaltung vom Fahrdienstleiter der Öffentlichkeit übergeben worden.
Interessanterweise liegen die Rundenzahlen der Top-Fahrer aus Gruppe B unter denen der Schlusslichter aus Gruppe A. Spreu und Weizen oder haben sich die Grip-Verhältnisse nach dem ersten Durchlauf doch so geändert?
Zu einem Missverständnis hat offensichtlich die vom Chef kommunizierte Regelung zum Ausheben, Reparieren und Einsetzen von Fahrzeugen während des Rennens geführt. Hier werden wir auf jeden Fall nachbessern, die entsprechende Zone deutlich und gut erkennbar markieren und das Vorgehen vor jedem Lauf noch einmal erklären.
Gegen Nachmittag ist der erste Meilenstein dieses Tages erreicht.
Beide Großgruppen sind auf ihrer jeweiligen Bahn durch und können sich in Richtung Büffet orientieren.
Hier erwartet die hungrigen Gesellen ein reichhaltiges Angebot, mit unübertrefflicher Hingabe vom CFO gekocht und abgeschmeckt. Wie immer mitten in der Nacht.
Neben einem köstlichen Chili con Carne vom Bio-Rind und den klassischen Hotdogs wird Pulled Pork gereicht, dass bei Niedrigtemperatur gut 16 Stunden garen durfte. Ein Traum!
Zwischendurch erteilt der Chef der General Motors Repräsentanz dem „The Queen’s 600“ die Ehre seines Besuchs und zeigt sich ausgesprochen angetan vom bunten Treiben und der Präsenz der Konzernfahrzeuge auf den beiden Rennstrecken.
Es ist nicht auszuschließen, dass er das eine oder andere Mal in fahrerischer Mission in der Heimat der Slotfreunde Berlin wieder anzutreffen sein wird.
Pünktlich zum Five-O’Clock-Tea dürfen die wackeren Recken ihre Regler wieder einstöpseln und die Herrscherin über die Chaostaste jagt frischen Strom durch die Litze.
Weiter geht’s!
Während die bisherigen Holzbahn-Heroen ihre bunten Plastikflitzer nun über die gefühlte, alte Transitstrecke schleudern, dürfen die Knappen der Carrera-Bahn ihre gründlich durchgeschüttelten Renner nun auf der „Queen Lui“ gegeneinander antreten lassen.
Die abweichende Geräuschkulisse überrascht doch den einen oder anderen und lässt insbesondere bei der jüngeren Generation schnell alle Hemmungen fallen. Im Rausch der plötzlichen Geschwindigkeit wird getestet, ob die Spitzkehre nicht doch „voll“ geht und auch fünf Fehlversuche sorgen nicht zwangsläufig für das Ausprobieren einer anderen Herangehensweise.
Schließlich hat Thomas Edison die Glühlampe auch nicht im ersten Anlauf erfunden…
Die unterschiedlichen Gewohnheiten und Vorlieben bezüglich des Fahrbahnmaterials würfeln die Platzierungen im Laufe des Heats dann auch noch einmal ordentlich durcheinander, so dass kein eindeutiger Favorit ausgemacht werden kann. Zwar lassen die Rundenzahlen manch Rückschluss zu, dennoch kann unmittelbar nach Rennende nicht mit finaler Sicherheit ein Sieger vorhergesagt werden.
Die Auswertung läuft und die Spannung steigt.
Die Herren mit dem Taschenrechner und den Ärmelschonern addieren, was das Zeug hält und bereiten heimlichtuerisch Urkunden und sonstige Dokumente vor. Nachdem dem Harndrang und der Nikotinzufuhr aller Teilnehmer Abhilfe verschafft wurde, erreicht die Spannung ihren Höhepunkt.
Es naht der große Moment, in dem der Elefant Wasser lässt – die Siegerehrung!
Waschtl aus dem bundesdeutschen Down Under zeigte an beiden Tagen den Berlinern, wie schnell man sich auf unbekannte Strecken einstellen kann und verpasst mit gerade einmal einer knappen halben Runde haarscharf das Treppchen.
Nicht weit dahinter glänzt Mr. NASCAR mit einer ebenfalls großartigen Leistung und nimmt (zum Ausgleich der vom „Southern 500“ nach Berlin exportierten Trophäe) den „Best of Show“-Pokal für seinen ausgesprochen schönen Dodge entgegen.
Ebenfalls in die Top-10 fährt Thorsten mit einem Leihwagen!
Den dritten Platz in der Gesamtwertung sichert sich Kane mit 623,12 Runden, gleich hinter Frank mit 623,88 Runden.
Die große Winke-Queen mit Hut sowie ein Opel Ampera für ein komplettes Wochenende für den Sieg mit 14(!) Runden Vorsprung geht an Mr. Ich-kann-nicht-langsam Lienhard.
In der Kategorie Nutzfahrzeuge steigt der große Vorsitzende Sven auf das Podest.
Mit dreieinhalb Runden Vorsprung (321,50) sichert sich Frank hier ebenfalls den zweiten Platz.
Der strahlende Doppelsieger (Best of Show und Rennen) heißt Joachim mit 323,27 Runden.
Für sämtliche Teilnehmer stehen außerdem schöne und zum Teil sehr hochwertige Gewinne aus der Tombola bereit.
Allen Platzierten und Teilnehmern herzlichen Glückwunsch!
Die Ergebnisse en détail gibt es hier.
Es war toll, so viele vertraute und auch einige neue Gesichter beim „The Queen’s 600“ zu sehen!
All die durchgearbeiteten Nächte, der Stress und die Mühe haben sich gelohnt!
Danke dafür, dass Ihr zum Teil mehrere hundert Kilometer angereist seid und durch Eure nette, entspannte und freundschaftliche Art die Premiere des „The Queen’s 600“ zu einem Erfolg werden lassen habt! Wir freuen uns schon jetzt, die im Berliner Umland Beheimateten beim „Southern 500“ oder beim „Martinsville 500“ wiederzusehen.
Und natürlich beim „The Queen’s 600“ 2016!
An dieser Stelle noch einmal ein großes Dankeschön an das Autohaus Kramm und an General Motors Deutschland! Euer Vertrauen und Eure Unterstützung hat zum Gelingen dieser Veranstaltung entscheidend beigetragen!
Dein Kommentar
An Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns Deinen Kommentar!